Dank Slogans wie „Inhalte überwinden“ und „Für Europa reicht’s“ gilt die Satirepartei Die PARTEI als machtkritisch und progressiv. Bei der Europawahl fuhr sie 2,4% der WählerInnenstimmen ein und gewann damit zwei Mandate im Europaparlament. Die repräsentative Wahlstatistik des Bundeswahlleiters ermöglicht nun erstmals eine Analyse der WählerInnenschaft der Kleinpartei aus dem Umfeld der Titanic. Sie zeigt, dass die PARTEI zu zwei Dritteln von Männern gewählt wird – der höchste Anteil aller Parteien, vor AfD und FDP.

Ein Wahlplakat der Satire-Partei Die PARTEI zeigt vier Champagner-trinkende Frauen in Anzügen. Ein Bild, das auf den ersten Blick wie ein Plädoyer für mehr Frauen in Führungspositionen wirkt – wäre da nicht der Slogan: „Immerhin nicht behindert“.

Ein Humor, der offenbar am ehesten bei jungen Männern ankommt. Mit der Europawahl 2019 und der sechs Monate später veröffentlichten Wahlstatistik des Bundeswahlleiters ist nun erstmals die genaue, statistisch repräsentative Analyse des Klientels der Satirepartei möglich. Bei der Wahl hatte die PARTEI die männlichste Wählerschaft aller Parteien: Zwei von Drei WählerInnen waren männlich. Damit lag der Frauenanteil in der WählerInnenschaft bei nur 33%, noch hinter dem von AfD (35%) und der FDP (45%), den einzigen anderen Parteien, deren Wählerschaft überwiegend männlich ist. Regelmäßig wird auch das Ungleichgewicht in ihren MandatsträgerInnen hervorgehoben. Von Bündnis 90/Die Grünen (58%), deren Fraktion im Europaparlament PARTEI-Abgeordneter Nico Semsrott beitrat, ist die PARTEI damit besonders weit entfernt. Am erfolgreichsten war die Satirepartei bei den 18 bis 24-Jährigen: Dort holte sie ganze 11 Prozent.

Ratlose Spitze

Die PARTEI-Spitze zeigt sich angesichts des Problems offen ratlos. Auf Anfrage verweist Europawahl-Ko-Spitzenkandidat Nico Semsrott auf seine Pressesprecherin, Isabel Prößdorf. Schließlich habe man teamintern festgestellt, dass dies nicht sein Fachgebiet sei. Der hohe Männeranteil ihrer WählerInnenschaft sei „weniger besorgniserregend, sondern einfach nur peinlich“. Verwundert ist Prößdorf aber nicht. „Wenn ich bekannte Gesichter der Partei Die PARTEI aufzählen soll, fallen mir neben Martin Sonneborn und Nico Semsrott selbst auch nur Mark Benecke, Serdar Somuncu oder K.I.Z. ein.“ Angesichts der fehlenden Repräsentation von Frauen würden auch der Sprecherin „nicht besonders viele Argumente einfallen, als Frau für Die PARTEI zu stimmen“. Semsrott selbst antwortete einer Zuschauerin auf der TINCON-Konferenz, er habe „keine gute Antwort darauf“, warum keine Frau ins Rennen geschickt wurde.

Quote als Lösung?

In Semsrotts eigenem Büro arbeiten zwei weitere männliche und drei weibliche MitarbeiterInnen. „Wir versuchen mit diesem Beispiel voranzugehen und beschränken uns darauf“, meint Pressesprecherin Prößdorf. „Nico unterstützt aber in jedem Kontext eine Männerobergrenze, also auch in Die PARTEI.“

Ein Vorschlag, dem die PARTEI bisher noch nicht folgt. Denn nicht nur ihre WählerInnenschaft ist besonders männlich. Von den 123 online gelisteten Bundes- und Landesvorständen sind 91 Männer (74%). Noch einseitiger ist die Liste der AnsprechpartnerInnen der Landes-, Kreis- und Ortsverbände. Dort sind mehr als 85% der Personen männlich.

Es bleibt offen, ob sich bis zur nächsten Europawahl 2024 am politischen Personal der Partei grundlegend etwas ändert. Man stelle sich nun „immer die Frage, ob Frauen aber auch Personen, die sich selbst als divers bezeichnen würden, genug in unsere Aktionen miteingebunden sind und sich angesprochen fühlen“, meint Prößdorf. „Männer sind dabei egal, die werden von der AfD und CSU schon genug vertreten.“


Foto: Nein zum PolG NRW via Flickr, CC BY-2.0