Ein sanftes rauschen und knacken, bis die Diamantspitze auf die schwarze Scheibe aufsetzt. Für viele Kenner ist das kleine Ritual noch immer ein sicheres Zeichen von Qualität. Doch Schallplatten sind längst auch zum Symbol der boomenden Technoszene geworden.
Dabei galt die Vinyl-Platte lange als überholt: Teuer, unhandlich und anfällig für Kratzer, Schimmel und Staub. Der Siegeszug der CD, die ohne B-Seiten auskam, machte ihr zu schaffen. Beide Formate schienen doch einen Nachteil zu haben: Sie waren aus umweltschädlichen Stoffen gemacht. Bis heute müssen kaputte und ungeliebte Schallplatten im Sondermüll entsorgt werden.
Vom Sondermüll in die Szenekneipe
Mit dem Streaming, das sogar jegliches Herumhantieren überflüssig machte, schien die Platte endgültig beerdigt – und die CD gleich mit ihr. Doch erst im ersten Halbjahr 2018 überholte das Streaming die CD als umsatzstärkstes Medium der deutschen Medienindustrie. Das liegt vielleicht auch daran, dass ein Monat Streaming meist weniger als eine einzige CD kostet – und so ein CD-Liebhaber den Händlern schnell mal fünfmal so viel einbringt, wie ein fleißiger Streamer.
Und auch die Vinylplatte scheint auferstanden zu sein: Seit 2010 steigt der Umsatz jährlich, besonders in den Jahren 2013 bis 2015 stieg der Umsatz deutlich. Heute macht die Musikindustrie jährlich in etwa einen Euro pro Bundesbürger Umsatz mit Platten (74 Mio. €, 2017). Zugegeben, besonders viel ist das immer noch nicht – Streaming spült mit 549 Mio. € etwa 7.5-mal so viel Geld in die Kassen. Aber es scheint im Todesfall Vinyl eine unerwartete B-Seite zu geben.
Foto: Will Folsom via Flickr, CC BY 2.0