Mit dem Jahr 2018 endet auch das erste Kalenderjahr des Kabinetts Merkel IV. Für die Koalitionsparteien und besonders ihre Spitzen war es ein turbulentes Jahr. Wir haben zum Jahresende die deutschen Suchanfragen bei Google zum Führungspersonal der Koalitionspartner CDU, CSU und SPD ausgewertet.

Während sich die deutschen Google-NutzerInnen im ersten Jahresdrittel besonders für Andrea Nahles interessierten, spielte die SPD-Chefin ab Mai kaum noch eine vergleichbare Rolle. Kurz darauf begann im Juli der Unionsstreit zwischen Horst Seehofer (CSU) und Angela Merkel (CDU) um die weitere Aufnahme von Geflüchteten. Bei den deutschen Google-Suchen avancierte Seehofer damit kurzzeitig zum Spitzenreiter der Vorsitzenden der Koalitionsparteien. Mit ihrer Erklärung, sie werde nicht erneut für den CDU-Vorsitz kandidieren, lenkte Angela Merkel am 29. Oktober das Sucherinteresse auf sich und erreichte damit den Höchstwert des Jahres 2018.

Drei wichtige Aspekte der deutschen Politik in 2018 werden an dieser Auswertung deutlich: Einerseits lassen sich an den Google-Suchen die Momente ablesen, an denen die deutschen NutzerInnen sich besonders für die Politik der Großen Koalition interessierten. Auch bei einer Suche nach Parteinamen bleiben der Wechsel der SPD-Führung, die Asyldebatte und Merkels Rückzug aus der Politik die drei Höhepunkte 2018. Doch auch über diese Höhepunkte hinaus haben die Aufmerksamkeitskurven für die Koalitionschefs starken „Sägezahncharakter“ – auf eine große, polarisierende Entwicklung folgte die nächste.

Andererseits zeigt sich auch, wie sehr diese drei politischen Höhepunkte der Großen Koalition von einzelnen Politikern der Koalitionsparteien dominiert wurden. Das beste Beispiel: Die Regierungskrise um die Einführung der sogenannten „Transitzentren“. Seehofer, Merkel und Nahles waren alle maßgeblich an der Debatte um und an der Aushandlung des Kompromisses beteiligt – trotzdem zog der CSU-Vorsitzende die Aufmerksamkeit der deutschen Google-Sucher auf sich.

Darüber hinaus scheint es so, als konnte sich die SPD – zumindest rein am Suchinteresse nach ihrer Vorsitzenden gemessen – in der Koalition erneut nur schwer durchsetzen. Andrea Nahles wurde nach ihrer Wahl im Jahresverlauf seltener gegooglet als die Unionsvorsitzenden, ein mögliches Anzeichen dafür, dass sie zumindest persönlich weniger stark in den Vordergrund treten konnte.

Für welche/n Parteivorsitzende/n hat sich die enge Verknüpfung einzelner Personen mit bestimmten politischen Momenten gelohnt? Zum Ende des Jahres küren nun zahlreiche Medien politische „Gewinner und Verlierer“ und versuchen eine Antwort auf dieser Frage zu geben. Für die Große Koalition insgesamt gilt aber: Die schnelle Abfolge von eng an einzelne Personen gebundenen Debatten ging zumindest nicht mit einer Stärkung des Zuspruchs der Bevölkerung zur Großen Koalition einher. Im Gegenteil: In der Sonntagsfrage verloren die Regierungsparteien seit Jahresanfang rund neun Prozentpunkte, von gemeinsam knapp 54 auf 45. In den Landtagswahlen 2018 sowie in der Sonntagfrage mussten alle drei Regierungspartner einbüßen.

Im kommenden Jahr steht neben der Europawahl im Mai auch drei Landtagswahlen an. In der CDU regt sich Unmut über eine Kanzlerin ohne Parteivorsitz. Für die Bundesregierung birgt das Jahr 2019 also genügend Potential für weitere Krisen.