Entgegen hoher Erwartungen schied die deutsche Nationalmannschaft mit der Niederlage gegen Südkorea früh aus der Fußballweltmeisterschaft aus. Wie außergewöhnlich ist das Scheitern eines starken Teams?

Nach einer schwachen Vorrunde musste die deutschen Nationalmannschaft der Männer in der vergangenen Woche die Segel streichen und aus Russland abreisen – das erste Aus in der Gruppenphase einer Fußballweltmeisterschaft in der Mannschaftsgeschichte. Besonders nach dem starken Auftritt vor vier Jahren hatten Fans viel mehr erwartet.

Von den deutschen Fußballexperten, ob in den Kommentarspalten oder von den Sofas der Republik, hallte es schnell: Die deutsche Elf ist mit ihrem frühen Ausscheiden nach dem Titel nicht allein, es gibt scheinbar einen „Fluch des Weltmeisters“. Denn auch die Weltmeister von 1998 (Frankreich), 2006 (Italien) und 2010 (Spanien) hatten die Vorrunde der nächsten WM nicht überstanden. Inklusive Deutschland schieden damit vier der letzten fünf Weltmeister in der Gruppenphase aus.

Aber lässt sich ein solcher „Fluch des Erfolgs“ bei Fußballweltmeisterschaften generell zeigen? Waren erfolgreiche Teams in der Gruppenphase der nächsten WM schwächer?

Eine kleine Auswertung des Erfolgs aller Viertelfinalteilnehmer seit 1990[1] in der Gruppenphase der folgenden WM zeigt, dass ein frühes Ausscheiden kein Muss ist. Mehr als die Hälfte der Viertelfinal-Teilnehmer der vorherigen Weltmeisterschaft qualifizierten sich vier Jahre später für die K.O.-Phase. Knapp die Hälfte (47%) der 64 Viertelfinal-Teilnehmer wurde sogar Gruppenerster– darunter auch Deutschland bei jeder WM seit 1990.

Gleichzeitig ist ein Einzug ins Viertelfinale auch kein sicheres Zeichen für Erfolg bei der nächsten WM: Zwölf Teams qualifizierten sich erst gar nicht und 16 Teams schieden als Gruppendritte und -vierte wie Deutschland in diesem Jahr aus. Die Teams, die es zur nächsten WM schafften hatten dabei im Schnitt ein Torverhältnis von 5:3 und erzielten 5,5 Punkte – verglichen mit Deutschlands Torverhältnis von 2:4 und 3 Punkten.[2]

Damit bleibt das deutsche Ergebnis, auch nach dem Vergleich mit dem breiteren Feld der Viertelfinalteilnehmer, eine herbe Enttäuschung. Trotzdem hätte es schlimmer kommen können: Bei jeder WM seit 1990 fehlte mindestens ein Team, dass vier Jahre vorher im Viertelfinale stand – wie dieses Jahr die Niederlande.


[1] Das Viertelfinale wurde bei der WM 1986 eingeführt, sodass unsere Auswertung der acht Topmannschaften (d.h. Viertelfinal-Teilnehmer) mit der WM 1990 beginnt.

[2] Nach der seit 1994 geltenden Drei-Punkte-Regel.

Foto: Stewart via Flickr (CC BY 2.0)