Wann ist eine Amtszeit kurz?

Bomben, Kinderpornografie, Geflüchtete: Skandale führen immer wieder zu verfrühten Rücktritten von Bundesministern. Meinnungsverschiedenheiten sind selten der Grund. Eine Übersicht über die schnellsten Rücktritte.

Showdown in München: Mitten in der Nacht von Sonntag auf Montag kündigte Innenminister Horst Seehofer (CSU) seine Bereitschaft zu einem Rücktritt an. Ursprunglich ging es um die Abweisung von Geflüchteten an der deutschen Grenze, die in einem anderen EU-Land registriert sind. Seehofer befürwortet dieses Vorgehen, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnt es ab. Aber längst steht viel mehr auf dem Spiel. Es geht um Glaubwürdigkeit und Reputation der Bundesregierung.

Die große Koalition steht erst seit etwas mehr als 100 Tagen. Wie kurz wäre die Amtszeit des möglichen Ministers a.D.? Würde Seehofer noch heute zurücktreten und aus der Regierung entlassen werden, wäre er genau 110 Tage im Amt gewesen – die dritt-kürzeste Amtszeit eines Ministers seit der Wiedervereinigung.

Spitzenreiter in der Rangliste der kürzesten Amtszeiten ist Arbeitsminister Franz-Josef Jung (CDU). Er war nur 33 Tage Minister für Arbeit und Soziales, als ihm ein Skandal aus seiner Zeit als Verteidigungsminister (2005-2009) zum Rücktritt zwang. Damals waren bei einem Bundeswehr-Einsatz in der afghanischen Stadt Kundus Schätzungen zufolge 100 Zivilsten gestorben – die Bundeswehr hatte wissentlich mit falschen Informationen gearbeitet. Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte 2013 mit 62 Tagen die zweit-kürzeste Amtszeit. Er musste als Landwirtschaftsminister zurücktreten, weil er zuvor als Innenminister Informationen über Ermittlungen gegen den SPD-Abgeordneten Sebastian Edathy an die Spitze des Koalitionspartner SPD weitergegeben hatte. Edathy hatte sich kinderpornografisches Material beschafft, was er 2015 zugab.Friedrichs CSU war Teil der Großen Kol

Gründe für ein Ausscheiden aus dem Amt gibt es viele – neben Rücktritten und Skandalen zum Beispiel Kabinettsumbildungen, der Wechsel in Ämter außerhalb der Regierung und Neuwahlen. So wechselte beispielsweise Matthias Wissmann vom Ministerium für Forschung und Technologie nach 112 Tagen im Amt ins Verkehrsministerium.

Je nachdem ob Horst Seehofer zurücktritt und, wenn ja, wann er es tut: Künftig könnten die drei kürzesten Amtszeiten von Ministern nun also allesamt mit Rücktritt oder Entlassung geendet haben.