Seit sechs Jahren veröffentlicht der Journalist Tilo Jung im Format „Jung & Naiv“ Interviews zu gesellschaftlichen und vor allem politischen Themen. Die Interviewreihe, die mittlerweile 411 Videos umfasst, zeichnet sich etwa durch Jungs eingängige „naive“ Fragen und sein konsequentes Duzen der Gäste aus. 2014 kamen Aufzeichnungen der Bundespressekonferenz in voller Länge hinzu.

Wer ist bei Jung & Naiv zu Gast? Weil Jung und sein Team an den Video-Interviews als Kernformat der Plattform festgehalten haben, lässt sich an den geladenen Gästen ein starker Fokus auf deutsche PolitikerInnen erkennen. Seit Beginn des Jahres 2016 gehörten 43% der Gäste zu dieser Gruppe (69 aus 161 Sendungen). VertreterInnen der Wirtschaft wurden hingegen in nur 2% der Sendungen, also dreimal, befragt.

Innerhalb der Gäste aus der deutschen Politik ist zudem die linke Seite des Parteienspektrums überrepräsentiert: Seit 2016 waren zwei von drei Interview-Gästen VertreterInnen von SPD, Linkspartei oder den Grünen (46 Sendungen). Im gleichen Zeitraum interviewte Jung lediglich zwei PolitikerInnen der CSU: Den ehemaligen Innenminister und jetzigen Vizepräsidenten des Bundestages Hans-Peter Friedrich und die Abgeordnete Emmi Zeulner.

Dieses Ungleichgewicht könnte sowohl daran liegen, dass Gäste von SPD, Linkspartei und den Grünen häufiger angefragt werden, als auch daran, dass diese Parteien offener für Web-Formate sein könnten und somit öfter zusagen. Auch deshalb sind die Fragen Tilo Jungs bei der Bundespressekonferenz eine gute Ergänzung zum Interviewformat „Jung & Naiv“: Ihnen können sich die AdressatInnen höchstens rhetorisch entziehen.


Foto: Vincent Eisfeld via Wikimedia (CC BY-SA 4.0)

Zivilgesellschaft = NGOs, Vereine, AktivistInnen, Kirchen, KünstlerInnen; Beamte (z.B. der deutsche UN-Botschafter oder verbeamtete StaatssekretärInnen) zählen zu „Sonstige“.

Im Dezember 2017 haben wir bereits eine Grafik zu den Gästen bei Jung & Naiv veröffentlicht, sie ist in unserem Archiv unter dem Eintrag „Fragen fragen – eD-018“ zu finden.