Kriselt die transatlantische Fernbeziehung? Eine Art, sich einer Antwort anzunähern, ist die Häufigkeit von Dienstbesuchen der Regierungsoberhäupter zu messen. Tatsächlich sind in der Trump-Präsidentschaft US-deutsche Treffen so selten, wie zuletzt unter Dwight Eisenhower (1953–61). Das zeigt unsere Auswertung der Daten der HistorikerInnen des US-Außenministeriums.

Einmal war Donald Trump zum G20-Gipfel 2017 in Hamburg, einmal flog Kanzlerin Angela Merkel nach Washington. Das macht 0.9 Treffen pro Amtsjahr Trumps, der seit etwa 800 Tagen im Weißen Haus amtiert. Der Konfrontationskurs des US-Präsidenten gegenüber Deutschland und der NATO, sowie innenpolitische Spannungen in den USA könnten diese Flaute zumindest teilweise erklären. Während Trump mit seinem Hamburg-Trip in etwa den jährlichen Schnitt an Deutschland-Besuchen aufrecht erhielt, hätte man auf Grundlage der vergangenen 20 Jahre seit Januar 2017 etwa zwei weitere US-Besuche von Angela Merkel erwarten können.

Seit dem ersten Kanzlerbesuch Konrad Adenauers 1953 in den USA gab es 81 solcher Treffen, der jeweils amtierende US-Präsident hingegen war bisher 36 mal in Deutschland zu Gast. Den Höhepunkt erreichte die transatlantische Reisefreude unter George H.W. Bush, in dessen Amtszeit durchschnittlich 2.5. Dienstbesuche pro Jahr fielen. Das lässt sich etwa mit den Verhandlungen rund um den Zwei-plus-Vier-Vertrag erklären, der den Weg zur deutschen Wiedervereinigung ebnete.

Das Demokratische Ticket

Demokraten sind seit der Präsidentschaft Kennedys (ab 1961) etwas reisefreudiger als Republikaner: Bill Clinton und Barack Obama waren beide jeweils sechsmal in Deutschland zu Gast, alle demokratischen Präsidenten im Schnitt 0.64 mal pro Jahr, Republikaner hingegen 0.56 mal. Dennoch spielten Republikaner häufiger den Gastgeber – 2.02 mal pro Amtsjahr gegen 1.75 bei den Demokraten.

In Deutschland lassen sich keine klaren Muster nach Partei erkennen. Seit Helmut Schmidt (1974–82) ist jede/r BundeskanzlerIn etwa 1.3 mal im Jahr in den USA sowie 0.7 mal im Jahr GastgeberIn in Deutschland.

Es ist anzumerken, dass es sich in dieser Auswertung sowohl um bi- als auch um multilaterale Treffen handelt, die in den USA oder in Deutschland stattfinden. So sind etwa der G20-Gipfel in Hamburg im Juli 2017 oder der NATO-Gipfel in Chicago im Mai 2012 – auf denen auch bilaterale Treffen stattfinden – verzeichnet.


Die ursprüngliche Recherche für diesen Beitrag entstand im Rahmen unserer Kooperation mit Polisphere und der Alfred-Herrhausen-Gesellschaft für die Denk ich an Deutschland-Konferenz 2019 sowie für die Europawahl.

Foto: The White House via Flickr (public domain)