Zur hessischen Landtagswahl treten fast 800 KandidatInnen für etwa 110 Parlamentssitze an. 27 Parteien stehen auf dem Wahlzettel, nur sechs von ihnen werden wohl im Landtag vertreten sein. Die Daten des „Kandidaten-Checks“ des Hessischen Rundfunks (HR) geben Aufschluss über das Durchschnittsalter und die Parität der KandidatInnenlisten, sowie zu Social Media-Strategien. Das Ergebnis: Linke Parteien sind jünger und weiblicher, und Facebook ist beliebter als Twitter – außer bei einer Partei.

Am 28. Oktober stellen sich 797 Hessinnen und Hessen zur Wahl. Eine Analyse der Landeslisten zeigt bereits vorab, dass der 20. Hessische Landtag – wie auch der aktuelle Bundestag – in vieler Hinsicht nicht repräsentativ für die hessische Bevölkerung sein wird. Der HR hat diese KandidatInnen in seinem „Kandidatencheck“ in hunderten Interviews befragt. Wir haben die Daten ausgewertet. Die Zahlenangaben beinhalten alle 27 Parteien, während Grafiken solche Parteien ausschließen, die unter zehn KandidatInnen ins Rennen schicken. Somit reicht die Parteienspanne von Kleinstparteien wie der Ökologischen Linken Hessen (eine Kandidatin) über Kleinparteien wie der NPD (12) bis hin zur SPD – der Partei, mit den meisten KandidatInnen (152).

Linke Parteien tendenziell jünger

Unter den aussichtsreichen Parteien ergibt sich wie auch schon bei der bayerischen Landtagswahl ein Muster: Linke Parteien haben grundsätzlich jüngere KandidatInnen. Diese haupt- und ehrenamtlichen PolitikerInnen der SPD sind im Schnitt 43 Jahre alt – die der AfD, der „ältesten“ Partei, hingegen mit 53 zehn Jahre älter. Im Schnitt sind die hessischen KandidatInnen etwa drei Jahre älter als der/die durchschnittliche HessIn (43,7 Jahre). Damit wird der Landtag höchstwahrscheinlich etwas älter, als die Bevölkerung.

Mehr Männer bei konservativen Parteien

Die AfD steht auch in Hessen für ein traditionelles Familienbild und eine „Aufwertung der Rolle der Mutter“ ein. Nur sieben der 63 Listenplätzen werden von Frauen besetzt.  Mit vier Frauen unter den ersten 30 AfD-KandidatInnen, und den höchstplatzierten Frauen auf Platz zwölf und 13, könnte die gesamte Fraktion beim jetzigem Umfragestand aus Männern bestehen. Am anderen Ende des Spektrums bewegen sich die Grünen – auch durch ihre satzungsmäßige Frauenquote – mit einem Anteil von 49%. Die CDU und FDP rangieren bei knapp einem Viertel noch unterhalb des gesamten Frauenanteil aller KandidatInnen von 30%, SPD (45%) und Linke (37%) darüber.

Die Parteien setzen auf Facebook – außer eine

Eine Auswertung der Social Media-Profile zeigt außerdem, welche strategischen Schwerpunkte die Parteien im Wahlkampf setzen. Die 30 PiratInnen haben zwar mit 70% den höchsten Anteil an KandidatInnen, die Twitter für den Wahlkampf nutzen, mit 20% aber gleichzeitig den geringsten Facebook-Anteil. Die KandidatInnen der Parteien mit Aussicht auf einen Landtagseinzug sind hingegeben weitaus mehr auf Facebook aktiv. Während die Internet-Piraten ihre Wähler also eher auf Twitter vermuten, setzten die übrigen Parteien weiterhin auf das „Massenmedium“ Facebook.


Foto: Andreas Schaake ia Flickr (CC BY 2.0)

Wir danken dem Team des hervorragenden „Kandidaten-Checks“ des Hessischen Rundfunks herzlich für die Bereitstellung der Daten.