Bei der Landtagswahl am Sonntag in Bayern treten nicht nur große Volksparteien, sondern auch Kleinparteien an – und nicht nur SpitzenpolitikerInnen, sondern auch viele Ehrenamtliche. Die Bewerberdaten der Wahl am 14.10. zeigen: Die KandidatInnen linker Parteien sind zumeist jünger und weiblicher, die der etablierten tendenziell gebildeter.
Genau 1.923 Personen kandidieren in diesen Wochen für einen Sitz im bayerischen Landesparlament – manche mit hohen, manche mit geringen Erfolgsaussichten. Zwar könnten, nach aktuellem Stand der Umfragen, sieben Parteien in den Landtag einziehen. Insgesamt aber treten ganze 18 Parteien im Wahlkampf gegeneinander an. Wer sind diese Volks- und Kleinparteien und deren knapp 2.000 KandidatInnen? Wie repräsentativ sind die Landeslisten für die allgemeine Bevölkerung Bayerns?
Die vollständige BewerberInnenliste des Landeswahlleiters des Freistaates enthält unter anderem Angaben zu den Berufen, akademischen Titeln und dem Alter aller KandidatInnen. Wir haben alle Parteien hinsichtlich der erhobenen Merkmale ausgewertet. Dabei haben wir bewusst nicht nach Listenplatz gewichtet, um die Parteien in der „Breite“ und an der Basis abzubilden. Ebenso soll angemerkt sein, dass die Gesamtzahl der KandidatInnen einzelner Parteien sehr unterschiedlich ist. Die Humanisten zum Beispiel schicken elf Personen ins Rennen, die Grünen 180. Direktkandidaten werden auch auf den Listen geführt, deshalb sind sie in der Analyse einbegriffen.
Linke Parteien haben im Schnitt jüngere Kandidaten
Eine Aufstellung nach Durchschnittsalter zeigt ein deutliches Muster: Parteien, die traditionell als Mitte-links eingeordnet werden, haben jüngere KandidatInnen. Die großen Parteien reichen von SPD (im Schnitt 45 Jahre) bis zu den Freien Wählern (51). Unter den Außenseitern sind Partikularparteien wie die vegane V-Partei³ (42) am unteren Ende des Spektrums, Regionalparteien wie die Bayernpartei und Die Franken (51 und 58) am oberen Ende. Die CSU liegt mit 49 Jahren knapp darunter.
Damit sind SPD und die V-Partei³ gar nicht so weit vom Durchschnittsbayern entfernt: 2016 lag der Altersdurchschnitt bei 43,6 Jahren. Die knapp 2.000 KandidatInnen sind im Schnitt 48,2 Jahre alt, der häufigste Wert (Median) ist 50 Jahre. Vermutlich wird der 18. Bayerische Landtag damit einige Jahre älter als das Volk, das er repräsentiert.
Die großen Parteien haben mehr DoktorInnen
Doktortitel sollen in der Politik Glaubwürdigkeit vermitteln – auch wenn Plagiats-Skandale dieses Vertrauen gelegentlich erschüttert. Gemessen am Doktoren-Anteil zeigt sich auch im Bildungsgrad der Parteien ein Muster: Die aussichtsreichsten Parteien haben am meisten promovierte KandidatInnen, mit Ausnahme der Linken. Die hat zwar im Vergleich zu der Konkurrenz unterdurschnittlich wenige Promovierte. Mit 2% ihrer KandidatInnen sind das aber immer noch etwa doppelt so viele, wie in der bayerischen Gesellschaft.
Verhaltnismäßig am meisten Akademiker tummeln sich auf der Landesliste der kleinen Liberal-Konservativen Reformer (LKR), die bis 2016 als „ALFA“ unter dem Vorsitz von AfD-Gründer und VWL-Professor Bernd Lucke agierten. 22% und damit jeder fünfte den höchsten akademischen Grad verliehen bekommen. Das reiht sich auch in das Bild der frühen Lucke-AfD ein, die 2013 noch als Intellektuellen-Partei galt.
Geschlechter-Parität nur bei Umwelt- und Tierschutzparteien
Eine Auswertung des Frauenanteils der 18 Parteien zeigt, dass ausschließlich in den Parteien Geschlechter-Parität herrscht, die Tier- oder Umweltschutz zum Kerninhalt ihrer Wahlprogramme haben. Ein weibliches Übergewicht herrscht bei der Tierschutzpartei (68%) und V-Partei³ (54%). Bei den Grünen (50%) sowie die Partei „mut“ (49%), die hauptsächlich aus ehemaligen Grünen und Piraten besteht, ist das KandidatInnenfeld ausgeglichen.
Insgesamt liegt der Frauenanteil mit 586 aus 1.923 KandidatInnen bei 30,5%. Im Freistaat machen Frauen aber 49% der Bevölkerung aus – viele Parteien sowie die Bayernwahl als Ganzes verfehlen damit deutlich dieses Maß der Repräsentation.
Foto: Markus Spiske via Flickr, CC BY 2.0